Einheimische, ihr Verständnis vom Tourismus, und was es mit echter Begegnung auf sich hat

Aus Sichtweise von den meisten Einheimischen sind Ausländer willkommen. Schließlich bringen sie Geld ein, erholen sich meistens, werden dafür auch entsprechend verwöhnt und reisen mit hoffentlich beglückenden Eindrücken zurück. Was gern übersehen wird, ist, dass die meisten touristischen Einnahmen durch Inländer selbst und durch Einwohner von Nachbarländern erzielt werden.

Die riesigen Reiseveranstalter mit ihren Kreuzfahrtschiffen sorgen oft für Chaos und Verstopfung, das unmittelbare Erlebnis und die Begegnungen mit Einheimischen kommen dabei zu kurz.
Viele Reisende wissen gar nicht, was das Land ihrer Wahl alles bereichert und in sich birgt. Ich beklagte mich in einem anderen Beitrag darüber, dass es den Tourismus-Organisationen im Wesentlichen um Sehenswürdigkeiten des Mainstreams geht.

Die menschliche Dynamik kann Beachtliches mittels Begegnungen bewirken, Horizonte lassen sich dadurch erweitern und Vorurteile auflösen. Dies gelingt jedoch nur, indem man auch miteinander reden kann und mag, und zwar meistens nur ohne Zeitdruck.

Englisch setzte sich als Weltsprache durch, und jeder Umherziehende sollte sich bemühen, zumindest die Grundkenntnisse dieser Sprache zu beherrschen.
Überdies sollte es überall WiFi geben, damit Reisende ihr Smartphone als Hilfsmittel einsetzen können, ohne teure Verbindungskosten nutzen zu müssen.

Der Staat als Verantwortlicher

Es gibt Länder, die immens in den Tourismus investiert haben, wie beispielsweise die Vereinigten Arabischen Emirate und Länder, von denen kaum Werbung ausgeht, wie beispielsweise Belarus. Jetzt könnte man sagen, „die Emirate haben eben ein Meer.“ Aber auch kulturelle Einschränkungen, Ramadan und Bikini-Verachtung lassen hiermit grüssen. Belarus hingegen wäre eines der schönsten Radfahrer-Länder und könnte mit Nischenpolitik weitkommen.

Von Einheimischen soll Tourismus sicherlich gewollt sein, und die daran beteiligten Länder sollten darin eine Möglichkeit für sinnvolle Beschäftigungen und förderliche Lebensgestaltung sehen. Erst dann vermag es ein Staat, klug zu investieren und die Tourismusorganisationen personell wie finanziell auszustatten.

Doch ein Land ist heute machtlos gegen jene Internet-Monopole, die im Vertrieb und Informationssektor wirtschaften. Demnach wäre gemeinsames Handeln angesagt.

Dennoch birgt es Chancen, möglichst viel vor Ort zu bewegen. Die Zukunft liegt in den Möglichkeiten, zu informieren und kommunizieren, dies besonders direkt über persönliche Begegnungen.

Die Ortsansässigen einer Destination könnten in kleine Hotels, Restaurants, Fahrradverleihen investieren oder als Reiseführer tätig sein. Mit entsprechendem Engagement werden sie davon nicht reich, könnten damit aber ihr Lebensumfeld gestaltet.

Wie sich ein Staat international aufstellt, sollte überdies von seiner Basis her bestimmt werden. Meist liegt die staatliche Organisation aber als einen Verband von Behörden und Organisationen vor, die sich jeglicher Rechenschaft und demokratischer Kontrolle entziehen.

Erfahrungsgemäß sehe ich, dass sich die Tourismusvertretungen wenig um Kleinveranstalter kümmern und kaum Interesse an ihnen zeigen. Oft habe ich sogar den vagen Verdacht, die Posten solcher Vertretungen entwickeln sich zu Abstellgleisen für alteingesessene Politiker. Diese Eindrücke vermittelten mir die Gespräche auf der „ITB Berlin“ mit für Länder spezialisierten Veranstaltern aus der Schweiz sowie der Besuch bei Konsulaten.